Tiefblauer Himmel – lange, weiße Sandstrände – gemütliches Treiben in den blitzsauberen Straßen – unangestrengte, durchtrainierte Menschen, die in fünfzig Prozent der Fälle ein Surfboard unter dem Arm tragen – dicke Bulldoggen und kleine Kläffer, die über die Wiesen überhalb der Strandpromenade flitzen: Bondi Beach, der bekannte Stadtstrand der Millionenmetropole Sydney wird seinem Ruf als hippes Hippieparadies mehr als gerecht.Hier ist alles eine Spur cooler, lässiger und schöner als an den meisten anderen Orten dieser Welt. Teure und gute, aber natürlich völlig bodenständige Restaurants und Cafés säumen die kleinen Straßen, in denen kein Gebäude höher als zwei Stockwerke ist. Die schroffen Klippen, an denen sich die Wellen brechen, rahmen die Bucht ein, in der sich schon morgens um sechs die ersten Surfer in den eiskalten Pazifik wagen. Viele verlassen das salzige Nass erst, wenn die Sonne wieder unter geht.
Ob im Wasser oder nicht, generell scheinen die Menschen vor allem eins zu sein: Gutaussehend und freundlich. Die australische Herzlichkeit tritt hier noch stärker hervor als ohnehin schon und es erstaunt mich und meine deutsch-geprägte Kultur enorm. In jedem Geschäft und Restaurant wird man freundlich begrüßt und nach dem Wohlbefinden gefragt. In einem Schuhladen mit Meerblick lehnt sich die Verkäuferin gut gelaunt über den Tresen und fragt mich, wie mein Tag war. Ich bin so baff, dass ich nur wirre Laute von mir gebe. Das Sicherheitspersonal vor den Läden und Bushaltestellen lächelt! Meine Fantasie reicht nicht aus, um mir das bei den Angestellten von Protex vorzustellen. Wer aus dem Bus aussteigt, ruft fröhlich „Danke schön“ und der Busfahrer winkt noch ein bisschen enthusiastisch hinterher. Reichen ein bisschen Sonne, Strand und Meer aus, um so gute Laune zu verbreiten? Oder haben die Australier einfach sehr viel besser als die Europäer verstanden, dass ein gewisses Maß an Freundlichkeit das Leben einfach schöner macht? Mir ist schon klar, dass hier nicht alle immer gut gelaunt sind und sich nicht jeder, der danach fragt, auch wirklich dafür interessiert wie es mir geht. Aber es gibt mir dennoch das Gefühl, willkommen zu sein, außerdem ist Freundlichkeit ansteckend. Noch ein Beispiel: Ich stoße einer Frau versehentlich meinen Schirm recht schwungvoll in die Seite. Was macht sie? Lächelt mich an. Wenn ich jetzt überlege, wie die Situation in Deutschland ausgegangen wäre, gibt es tendenziell drei Möglichkeiten. Erstens, sie sieht mich nur stocksauer an. Zweitens, sie faucht mir ein „Gehts noch??“ ins Gesicht. Und drittens, und das wäre in Berlin höchstwahrscheinlich passiert, sie schubst mich einmal kräftig.
Bevor ich aber zu der Überzeugung gelangt bin, dass die Australier und insbesondere die Einwohner von Bondi nahezu perfekte Menschen sind, habe ich den Bus am Montag morgen um acht Uhr genommen. Und ich war tatsächlich ein bisschen erleichtert: Denn da sahen die Menschen genauso missmutig und müde aus, wie überall auf der Welt am ersten Arbeitstag nach dem Wochenende. Und dem Busfahrer hat zu dem Zeitpunkt auch niemand mehr gedankt…