Wisst ihr noch, wie das damals war? Wenn man ein Überraschungsei in der Hand hielt und es erstmal kräftig geschüttelt hat, um schon mal eine Ahnung davon zu bekommen, ob vielleicht eine der begehrte Hartfiguren in der gelben Plastikhülle im Inneren versteckt war?
Durchgeschüttelt wurden wir auf jeden Fall, als wir uns im Bus auf den Weg von Saigon in die kambodschanische Hautpstadt Phnom Penh machten. Und das, was wir dann vorfanden, war noch schöner als die Hauptfigur der Hippos oder Disneyfiguren.
Die Stadt kann man mit einem Wort beschreiben: stilvoll. Denn das trifft es, ungeachtet von dem Schmutz in den Straßen, den unbefestigten Wegen und dem süßlich-scharfen Geruch nach Abfällen, der in der Mittagshitze durch die Gassen wabert. Die goldenen Dächer des Königpalasts und der zahlreichen Pagoden, die friedlich schlafenden Fahrer in den reich verzierten Tuktuks (Mopeds mit einer Art offenen Kabine als Anhänger), die breiten Boulevards und die kleinen Straßen, in denen das alltägliche Leben der Menschen tobt. Und die Einwohner dieser Millionenstadt, die nicht nur hervorragend Englisch sprechen, sondern jederzeit mit einem Lächeln im Gesicht das Gespräch suchen, ohne dahinter zwangsläufig ein Geschäft zu wittern. Phnom Penh hat unserer Herzen ganz zufällig erobert, mit seiner entspannten Lebensart und seinen vielen Restaurants, die die meiner Meinung nach gnadenlos unterschätze, weil unfassbar köstliche, Khmer-Küche servieren. Mit einer Geschichte, die wie die Deutsche von Schrecken, Willkür und unfassbaren Gräueltaten geprägt war und aus der trotz alledem ein Schlag Mensch entstanden ist, der freundlich, fröhlich und durchaus charmant ist. Es reicht, wenige Worte auf Khmer wie Danke schön und Hallo zu kennen und alle sind hin und weg. Aus Deutschland sind wir? Ahhh, Football, Champion, Champion. Das kennen sie hier alle. Ein Tuktuk-Fahrer nimmt die Antwort als Herausforderung an: „Do you know Hitler?“ – „Of course, do you know Pol Pot?“ Und schon ist man mitten auf der Straße in einem Gespräch über Diktatoren und schreckliche Vergangenheiten. Doch nicht nur damals, auch heute hat das Land noch massive Probleme: Armut, Korruption, Prostitution – die Liste der Dinge, über die die Einwohner sich beklagen könnten, ist lang. Und dennoch fühlten wir uns in den Straßen von Phnom Penh selbst bei Nacht sicher und erlebten Menschen, die mit Fleiß und Hartnäckigkeit versuchen, ihr Land in eine bessere Zukunft zu führen.
Die Hauptstadt des Königreichs ist unsere siebte Station und sie tatsächlich die schönste Überraschung, die wir uns vorstellen konnten.