Ich habe gestern mich selbst getroffen und zwar in der Version von 2006. Eine Abiturientin, die gerade ein Au-Pair Jahr in der vibrierendsten Stadt Europas macht, der die Welt offen steht und die sich trotzdem vor allem eins macht: Sorgen. Darüber, was sie studieren soll und will, darüber, wie sie ihr Leben generell gestalten und ihre Prioritäten setzen wird.
Es gibt diese Momente und Zeiträume im Leben, wo Entscheidungen getroffen werden müssen und komischerweise führt das oft dazu, dass man eher Angst hat als diese Freiheit wertzuschätzen. Zuviel Auswahl kann verrückt machen, woher soll man denn wissen, dass man am Ende das richtige wählt? Jetzt, zehn Jahre später, weiß ich immerhin, dass es sowas wie ein Ende nicht gibt. Mit 19 habe ich gedacht, dass alle Entscheidungen, die ich treffe, unwiderruflich mein Leben gestalten. Tatsächlich habe ich festgestellt, dass es unendlich viele Abzweigungen gibt, an denen man sich immer wieder neu entscheidet. Die ganze Angst und die ganzen Sorgen lähmen nur und so vieles von dem, was ich früher befürchtet habe, hat sich dann ganz anders entwickelt. Wobei früher jetzt ein diffuser Begriff ist, vor der Reise habe ich mich ebenfalls mit Herzklopfen gewunden.
Ich konnte mir gestern folgendes sagen: „Du brauchst keine Angst zu haben! Egal, wofür du dich entscheidest, es wird auf irgendwelchen verschlungenen Wegen, die du jetzt ohnehin noch nicht abschätzen kannst, das richtige sein.“ Und irgendwie bereue ich mittlerweile lieber Dinge, die sich im Nachhinein dann doch nicht als so grandios herausstellen, als sie von Vornherein überhaupt nicht zu machen.